Vor 15 Jahren: Mainacht 2006

Mainacht Selhof 2006a

Unzählige Veranstaltungen sind seit dem vergangenen Jahr der Corona-Pandemie und den aus der Pandemie erwachsenen Vorschriften und Verbote zum Opfer gefallen. So ist es in diesem Jahr auch bei vielen Veranstaltungen zum und am 1. Mai. Auch Brauchtumsveranstaltungen wie das Maibaumsetzen, das besonders in städtischen Bereichen vielfach nicht mehr praktiziert wurde, in den vergangenen Jahren jeoch eine Renaissance erfuhr, fallen darunter.

Doch auch in früheren Jahren gab es Umstände, die das Maiansingen und das Maibaumsetzen erschwerten oder sogar unmöglich machten. So geschehen in der Nacht zum 1. Mai des Jahres 2006, als sich am frühen Abend die Himmelsschleusen öffneten und sich wahre Sturzbäche auf die Erde ergossen, die die Durchführung fast aller Veranstaltungen erschwerten oder die Brauchtumsaktivitäten gar buchstäblich ins Wasser fallen ließen.

Nachfolgend finden Sie einen Bericht über die Mainacht 2006 in Bad Honnef.

Die Tradition des Maibaumsetzens und der Begrüßung des Wonnemonats mit Musik und Frühlingsliedern ist in vielen Orten erhalten geblieben und erlebt dort, wo sie für einige Jahre in Vergessenheit geraten war, vielfach eine Renaissance. Überall schleppten die Mitglieder von Jungesellen-, Schützen-, Orts- und Bürgervereinen Maibäume aus den Wäldern, um sie auf den Markt- und Dorfplätzen im Zentrum ihrer Ortschaften aufzustellen. Doch neben dem Brauch des Maibaumaufstellens und des Maiansingens haben einige auch den des nächtlichen Absägens wiederentdeckt. Der Maibaum auf dem Bad Honnefer Marktplatz und der auf dem Rommersdorfer Sankt Anna Platz fielen ihm zum Opfer.

Schon am Mittwoch hatten die Jugendlichen der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft eine rund 20 Meter hohe Tanne gefällt, ihren Stamm geschält und ihn zum Transport fertig gemacht. Im Rahmen des Bad Honnefer Frühlingsfestes stellten sie ihren Baum am Samstagnachmittag auf, begleitet von munteren musikalischen Klängen des Eiche-Spielmannzuges. Nur bis drei Uhr in der Nacht hielt die mit den Wappen der vier Bad Honnefer Partnerstädte geschmückte Pracht, dann sägte eine fünfköpfige Gruppe junger Männer den Stamm knapp zwei Meter über dem Erdboden ab. Die von Anwohnern alarmierte Polizei war in wenigen Minuten vor Ort und konnte zwei der vermummten Täter dingfest machen. Die beiden 16 und 18 Jahre alten Brüder aus Bad Honnef erwartet nun ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung.

Nicht besser erging es dem Maibaum des Rommersdorf-Bondorfer Bürgervereins, den ehemalige Junggesellen am Abend aufgestellt hatten. Am Annaplatz wurden Unbekannte gegen vier Uhr tätig. Ihr Pech: der Baum fiel in die falsche Richtung und beschädigte ein abgestelltes Auto. Wer nun den Dorfplatz passiert darf sich trotzdem an einem Rommersdorfer Maibaum erfreuen. In den Abendstunden des 1. Mai holte ein Trupp Rommersdorfer einen neuen Baum aus dem vereinseigenen Wald und stellten ihn auf.

Nass bis auf die Haut“ wurden die Rhöndorfer beim Aufstellen ihres Baumes auf dem Ziepchensplatz. Je höher sie den Baum stemmten, desto dunkler wurde der Himmel. Und als sie den „Point of no return“ erreicht hatten, der Punkt, an dem man den Baum nicht mehr ablegen kann sondern ihn mit der Aufbietung aller Kräfte in die Senkrechte stemmen muss, da öffnete der Himmel seine Schleusen. Es ergoss sich ein solch ergiebiger, dichter Regen auf die wackeren Recken, wie man ihn in unserer Region nur selten erlebt. Wegen der starken Niederfälle musste auch das traditionelle Maiansingen am nächsten Tag abgesagt werden.

Nicht minder nass wurden die Selhofer Junggesellen und deren Helfer, die ihren Baum wieder am Martinskapellchen aufstellten. Auch sie hatten mächtig viel Arbeit, bis sie die Birke mit buschiger Krone hochgewuchtet hatten. Trotz des Regens hatte sich eine große Zuschauerschar eingefunden, die sich anschließend, als der Himmel wieder ein wenig von seinem hellen Blau zeigte, von Liedern des Kirchenchors Cäcilia und des Kinderchors verzaubern ließen.

Den „Zauber der Musik“ mussten die Aegidienberger diesmal im Saal der Gaststätte Dahm genießen, in den sich der Männer-Gesangverein Liederkranz, der Spielmannszug der KG Klääv Botz und der Kirchenchor wegen des launischen Wetters zurückgezogen hatten. Doch auch sie wurden auf dem Weg dorthin schon von einem herrlich geschmückten Maibaum auf dem Aegidiusplatz begrüßt, den die Jugend des Ortes dort zuvor aufgestellt hatte.

Text und Fotos: Holger Handt